127. Boston Marathon
Die Vorgeschichte...
Der Boston Marathon ist eines der prestigeträchtigsten Laufevents, allerdings ist es auch besonders schwer daran teilzunehmen. Die Qualifikationszeiten sind anspruchsvoll. Ich hatte mich bereits 2019 qualifiziert, damals noch in der M50, aber die sogenannte "cut-off time" mit der die Teilnehmeranzahl auf 30.000 Läufer begrenzt wird, hat mich dann wieder rausgeworfen, 20 Sekunden fehlten. Also neuer Anlauf in 2022, diesmal in der M55 und mit 3:35:00h ein gut erreichbares Ziel. Der iWorld Marathon in Würzburg war geradezu perfekt, um die Qualifikation zu schaffen, flache und kurzweilige Strecke, mit fast 5 Minuten Puffer zur Zielzeit sollte es diesmal klappen. Einmal qualifiziert sind neben der Vorbereitung vor allem zwei Dinge wichtig: nicht verletzen und nicht krank werden. Hat leider beides nicht funktioniert, 10 Wochen vor dem Marathon eine hartnäckige Muskelzerrung und eine Woche vorher eine kräftige Erkältung. Somit stand "Extrem Tapering" auf dem Programm, heißt nicht Carbon sondern Kamillenteen "Loading" und anstatt Lauftraining nur Spaziergänge.
Der Boston Marathon Tag...
Die Boston Athletic Association (B.A.A.) richtet den Marathon seit 1897 aus, er findet immer am Patriots Day, also am dritten Montag im April statt. Die Organisation ist wirklich vorbildlich, super freundliche Helfer und kaum langes Anstehen. Früh morgens bringen gelbe Schulbusse die LäuferInnen vom Common Garden im Zentrum nach Hopkinton vor die Tore der Stadt. Die Wettervorhersage war vielversprechen: 10 Grad und Regen. Am Start angekommen heißt es deshalb vor allem warm halten und einigermaßen trocken bleiben, der Einwegponcho leistet wirklich gute Dienste. Gestartet wird in Wellen, um 10:50 geht es endlich los. Aufgrund der Vorgeschichte war für mich striktes langsam laufen angesagt. Die Strecke führt auf kurvenreichen und hügeligen Straßen durch acht Städte und Gemeinden: Hopkinton, Ashland, Framingham, Natick, Wellesley, Newton, Brookline und Boston. Die Stimmung ist bereits auf den ersten Metern riesig, man wird bis zum Ziel von der Zuschauermenge begeistert angefeuert. Besonders laut wird es am "Screaming Tunnel" bei der Halbmarathonmarke, wo die Studentinnen des Wellesley College's mit "Kiss Me" Plakaten und lautem Kreischen die LäuferInnen empfangen. Immer wieder kräftige Regenschauer zwischendurch, wirklich warm wird es nicht, die Armlinge bleiben bis zum Schluss dran. Das letzte Highlight ist der Heartbreak Hill bei km 32, der Anstieg geht über 600m und 27m Höhendifferenz, nicht wirklich anspruchsvoll, je nachdem wieviel Energie man zu dem Zeitpunkt noch hat. Bei mir läuft es sehr gut und ich entscheide mich, einen "schnellen Zehner" bis zum Ziel einzulegen. Letztendlich bin ich mit 3:48:07 sehr zufrieden im Ziel angekommen und halte stolz die Boston Marathon Medaille in meiner Hand. Alles in allem ein unvergessliches Laufevent mit Gänsehautfaktor.